Was bringt es zu sein wie Pornoklaus?

Nichts bringt es, genau.

Ich mache eine gedankliche Zeitreise. Mein Geist schaltet sich einfach 5, 6 und 7 Jahre zurück. Damals bin ich durch die Foren gedonnert, wie ein Klaus es im Haus tut. Nein, ich war sprachlich weitaus besser und treffender. Aber unter dem Strich war es ähnlich.
Da saßen in Foren virtuelle Clübchen zusammen, die nach Harmonie gierend der Kuschelfraktion angehörten. Durch diese Truppen bin ich durchgefräst wie der Mähdrescher durchs Feld. Usernamen flogen zur rechten wie zur linken Seite weg wie leere leere Ähren. Was war deren Reaktion? Es wurde geheult, geweint und gezetert. Meldebuttons wurden in Dauerbetrieb genommen. In Chatsystemen wurde gejammert. "Sperrt die Sau" waren die am häufigsten wiederholten Rufe dieser virtuellen Püppchen. "Hey, denkt der nicht daran, da sitzen Menschen hinter den Nicks?" wurde wieder und wieder moniert.

Könnt ihr euch mein Erstaunen vorstellen, wenn ich heute exakt diese virtuellen Jammergestalten in einem Klaus-Pro wiederfinde und beobachte, wie sie sich daran delektieren, dass reale Personen von einem Mann aufs Übelste terrorisiert werden? Was haben sie einst gejammert, als ich auf Nicks losgegangen bin. Auf virtuelle Personen. Ergötzen sich diese Personengruppen heute daran, dass real existierende Menschen so angegangen werden, wie ich es einst bei virtuellen Nicks tat, bleibt doch nur die Überlegung, dass es sich bei dein einistigen Schreihälsen entweder um seltsam bigotte Gestalten handelt oder dass sie geisteskrank sind. Oder, was ich für sehr unwahrscheinlich halte, dass die "ultimative Erkenntnis" über sie gekommen ist. Mies, dreckig, persönlich und gemein sein ist schick.

In Zeiten wie aktuell bedauere ich ein wenig, dass ich vor Jahren dem depperten Treiben rund um schwarze Bretter gänzlich abgeschworen habe, denn es juckt derzeit, mal wieder im alten Stil durch exakt diese Grüppchen zu pflügen und ihnen zu zeigen, wie fühlt sich das an, hat man wen gegen sich, gegen den man so gar nichts ausrichten kann. Ob diese "Fans" dann immer noch "Freude an dieser ultimativen Unterhaltung" verspüren würden, trifft es sie und sind sie mittendrin, statt nur dabei?
Ich muss kein Hellseher sein, will ich treffsicher vorhersagen was los wäre, würde ich heute wieder exakt das was Klaus im Haus tut in Foren treiben. Wieder würden Meldebuttons glühen, wieder würde geweint, geheult, gejammert und wieder würde in Chatsystemen lauthals eine Sperre gefordert. Von exakt den Leuten, die heute ihr Geld (oder das Geld ihrer Kinder, siehe Sarrazins Aussagen) dafür vertelefonieren, dass Menschen von einer Enzelperson terrorisiert werden. Er sie quält und leiden lässt. Er sie persönlich attackiert. Er sie fertig macht.
Könnte ich es denn noch? Klar könnte ich. Das sind Dinge, die verlernt man nicht. Nur würden bei mir wieder Eiswürfel klimpern und ich würde mich im Gegensatz zu Klaus emotional nicht berührt zeigen. Doch dieses Wissen es zu können und es eben nicht zu tun, zeigt einen Reifeprozess.

Was bringt es zu sein wie Klaus? Nichts. Stress. Ärger. Aufregung. Unfrieden. Und verletzte Menschen.