Von der Heuchelei des "guten Mannes"

Daniel, der linke böse Kerl, hat es gewagt, nicht rauszugehen, als seine Grossmutter verstarb. Doch hatte er so etwas jemals grossspurig angekündigt?
Hatte er erzählt, seine Oma wäre "sein Kinderersatz", sein "Ein und Alles"? Hat er Pluto fertig gemacht, wie er es denn wagen könne, seinen Hund bei einer Hundetrainerin zu lassen? Hat er mehrmals gesagt, dass er sofort das Haus verlassen würde, wenn etwas mit seinen Hunden oder seiner Mutter wäre? Hat er?

Nein. Hat er nicht.



Doch der gute Mann von Ossendorf hat. Oft. Eindringlich. Integer ohne Ende. Ein Mann, der zu seinem Worte steht. Stark wie ein Bär, klug wie ein Fuchs.

Muhahaha.

Jetzt sitzt er da, und muss sich an seinen eigenen Worten messen lassen. Wo sind seine Ankündigungen hin? Wo seine grosse Liebe zu seinen "Kindern"?
Der eine Hund ist tot. Doch der Andere lebt - und wird seinen Partner sowie sein Herrchen sicherlich bitterlich vermissen. Auch seine Mutter wird sich garantiert schlecht fühlen, immerhin konnte sie sich nicht um die Hunde kümmern, gab sie deshalb Klausens Freundin mit. Und wie schlecht die sich jetzt wohl erst fühlen mag, hat doch der Hund  unter ihrer Aufsicht einen Splitterknochen gegessen.

Ich freue mich kein Stück über den Tod des Hundes - jeder, der jemals einen Hund hatte, weiss, wie sehr das Herz an ihnen hängen kann. Doch wenige bringen es über das Herz, gleich zwei Hunde, von denen einer auch noch schwerkrank ist, über Monate abzuschieben. Noch weniger bringen es übers Herz entgegen aller Ankündigungen immer noch mit ihrem Arsch in einem TV-Bunker festzukleben, wo sie sich doch denken können, wie schlecht es jetzt jedem, der ihm was bedeutet (also seiner Mama und dem anderen Hund) jetzt gehen mag.

Klaus hat gross getönt. Klaus hat hohe Erwartungen an andere gestellt. Klaus hat andere dafür verurteilt, hat kamerawirksam über sie gelästert, hat halbherzig konduliert.

Und nun hat der arme Klaus niemanden, dem er sich anvertrauen kann. Weil da drin ja nur Heucher sitzen. Oder aber, weil er Angst hat, an seinen eigenen Worten gemessen zu werden. Obwohl doch jeder sowieso schon wusste, dass auf sein selbstgerechtes Gewäsch nichts zu geben ist. Oder glaubte hier auch nur einer, dass er wirklich gehen würde?

Ein Schwätzer. Ein Heuchler.  Ein Pharisäer.

Und forenweit werden Kerzchen gepostet, Mini-Croissants in "kleine Croissants" umbenannt und Signaturen gebastelt, in denen steht, wie sehr der Hund geliebt wurde.

Ja. Er wurde sehr geliebt. So sehr, dass er irgendwo auf Mallorca gestorben ist, weil sein Herrchen damit beschäftigt war, seinen runzligen Arsch in die Kamera zu halten. Das muss wahre Tierliebe sein.