MASH 2010 Willkommen im Club der toten Moralisten

Ich möchte eine Frage aufgreifen, die mich schon seit gestern sehr beschäftigt.

Sind wir, die wir uns hier im Klausraus Blog als auch in den Wortspitzen versammelt haben, wirklich das letzte Häuflein derer, denen die Werte dessen, was ihnen von ihren Eltern, ihrer Kultur ( christlich-jüdisch-muslimisch) vermittelt wurde, eine aussterbende Art oder gar Artefakte einer längst vergangenen Zeit?

Ein Format wie Big Brother scheint zumindest bei einigen Zeitgenossen die dunklen Seiten der eigenen Persönlichkeit zu Tage zu fördern. Da werden Hoffnungen formuliert, die keinerlei Erklärung bedürfen: Man möchte Menschen leiden sehen UND man möchte ihnen vor allem dabei zusehen.
MAN möchte sehen, wie sie manipulativ bis zum Äussersten getrieben werden und erst dann setzt eine tiefe Befriedigung, eine geradezu orgastische Erlösung ein, die ein gut sozialisierter Mensch allenfalls im intimen Zusammensein mit dem eigenen Partner empfindet.

Es wird von "Spiel" gesprochen und dass Menschen wie wir (insbesondere wohl ich ;) ) nicht in der Lage wären zu "spielen".
Nun, vielleicht ist einfach so, dass wir "Artefakte" den Sinn eines "SPIELES" viel besser verstehen als jemand, der nur nach Unterhaltung auf einem niederen Niveau sucht. Würde man dergeichen näher beleuchten, würde es jeden Jünger Freuds zum Beifallsbekundungen animieren, da bestimmte Beifallsbekundungen jungen Studenten des Faches als geradezu exemplarisches Beispiel dessen dient, was kein Lehrbuch in einer so bildhaften Sprache zu vermitteln verstünde.

Der Sinn eines Spieles mag zum einen sicherlich die Unterhaltung sein. Zum anderen aber vermitteln und fördern Spiele eine große Anzahl von Fähig- als auch Fertigkeiten. So erlernen Kinder im Spiel mit anderen Kindern soziale Kompetenz - mit Anstand und fair verlieren will gelernt sein. Ebenso wie das sich einfügen in eine Gruppe. Kinder lernen im Spiel.
Oder sie haben nie gelernt zu spielen und werden als Erwachsene speziell aus diesem Grund für ein Format wie Big Brother gecastet.
Wobei das offenbar gar nicht der entscheidene Aspekt zu sein scheint, denn das eigentliche Spiel, das Spiel ohne Regeln, findet außerhalb der endomolschen Mauern statt. Die eigentlichen Spielfiguren sind nicht die Bewohner.
Es sind die "feindlichen" Lager. Auch hier stechen besonders jene hervor, die es nie lernten zu spielen, die die Grundvoraussetzungen um ein guter und erfolgreicher Spieler zu sein, nie begriffen haben - als da wären Respekt und Fairness gegenüber dem Mitspieler .
Besonders hervorstechend ist die Unfähigkeit eines Spielers, wenn er Kritik übt und nicht die Spielzüge zum Anlass der Kritik nimmt, sondern die Persönlichkeit des Mitspielers.

DAS aber erfordert emotionale, als auch soziale Kompetenz.

Dort wo Dummheit und Selbstüberschätzung, Gewaltverherrlichung und Hass sich in unbändigem Maße paaren, erhalten wir ein Bild derer, die sich von Formaten wie Big Brother "benutzen" lassen.

Eines schätze ich im Blog der Himbeertonis, als auch in den Wortspitzen ganz besonders.
Hier wird auch jenen die Möglichkeit gegeben diese Verhaltensweise in ihrer ganzen Aussagekraft zum Ausdruck zu bringen. Keine Moderationswillkür schränkt sie in ihrem bespielhaften Verhalten ein.
Ein Verhalten, das jede Kritik am Format, an den Inhalten und an der Absurdität eines "vermeintlichen Regelwerks" noch unterstreicht.

Niemand auf der Seite der Kritiker sieht ein Problem in einem "harten Spiel", das sich in erster Liene durch spannende Spielzüge auszeichnet. Denn das macht bekanntlicherweise ein Spiel auch für den Zuschauer interessant - als da wären sportliche Matches, komplexe kommunikative Games oder aber auch klassische Spielevarianten. DAS bedeutet Spiel.

Nicht aber der Versuch den Zuschauer durch Manipulation, durch Sensationsgier dazu zu bewegen ihr sauer verdientes Geld zu verpulvern. Zu vermitteln, dass es durchaus gesellschaftlich opportun ist, das Szenario einer 24/7 geöffneten Psychatrie, in der man gezielt die psychischen Defizite von Menschen in Szene setzt und sie wie Kampfhunde in einer Pit aufeinanderhetzt, zu übertragen.

Hundekämpfe sind in diesem Land verboten - auch wenn es genug Perverse gibt, die dies im Verborgene nach wie vor betreiben, um sich materiell zu bereichern!

Wir verachten und verfolgen Menschen, die geltendes Recht beugen.

So wie die Hunde missbraucht werden, missbrauchen wir auch die Menschen und wir sind nicht besser als die 1.000 Jahre Knast um einen Pitbullring, wenn wir dies auch noch beklatschen.

@ BBR Alex

ich mag für dich eine verschrobene Moralistin sein.
Das ficht mich nicht an. Denn ich bleibe mir selbst treu.

Aber ich bin dir durchaus dankbar, dass das, was sich in deiner Form der Selbstdarstellung, als auch in einigen der Aussagen im GB, als auch bei einigen Anrufern mit dem deckt, was ich zum Ausdruck bringen wollte, bzw. sie die Inhalte, die ich zu vermitteln suchte, auf unnachahmliche Weise unterstrich.