Darum seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben

Ich möchte mich auf den wieder einmal genialen Podcast des Pfarrer Hans Spiegl aus Bischofshofen beziehen, für den ich mich ausdrücklich bedanken möchte.

Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe; darum seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben.

Lieber Pfarrer Spiegl, Sie haben es wie immer auf den Punkt genau getroffen. Wissam hatte keine bündnisfähigen Menschen um sich herum. Soweit die Faktenlage. Doch Menschen wie Sie und ich wollen doch nicht nur im Meer baden, sondern ggf. auch die Quelle sehen. Uns an ihr laben. An den Ursprung gehen. Und darum müssen wir uns fragen "Wieso sind dort keine Bündnispartner im Haus gewesen?". Man kann es sich einfach machen und sagen "Die sind einfach zu blöde dazu" oder "Sie verstehen das Spiel nicht" oder "Sie haben keinen Siegeswillen". Möglich, ja. Wenn man es negativ besetzen will. Ich denke aber positiv und sage "Sie sind zu anständig dafür, dass sie eine miese Stategie, die sich niederster Mittel bedient, auf gleichem Weg kontern". Sie wollen nicht Feuer mit Feuer bekämpfen - zumindest nicht mit dem Feuer des Hasses, wie das ein Klaus tut. Das zeigt uns als sehenden Menschen doch, die gegnerischen Mitbewohner einer Untype wie Klaus und seines hörigen Anhängsels Aleks sind ehrlich Typen. Gerade sind sie, wie sie es zu sagen pflegen.

Halt, ich muss mich berichtigen. Denn bisher waren keine Menschen da, die bündnisfähig gewesen wären. Nun ist die Person im Haus. Sie heißt Katrin. Halbperserin. Deutsche. Wie Wissam. Und sie studiert was? Genau, Theologie. Sie zieht nicht zurück, sie geht den Weg der Konfrontation, sie wollte Bündnisse anregen, wollte Strategien absprechen. Und sie stieß auf Unverständnis, sie stieß auf Ablehnung. "Das wollen wir nicht", so war das einhellige Votum der Mitbewohner. "Man wisse ja nicht was kommen würde" und "Dann wird der Klaus eben durch die Zuschauer geschützt und wir machen umsonst eine Strategie". Rumms. Da stand sie da mit ihrem Vorschlag.
Sie wollte sein wie die Taube, ohne Falsch und doch listig wie die Schlange. Wollte sie. Ja. Und am Ende stand sie alleine mit ihrer Idee. Wie Wissam. Ohne Unterstützung.

Ist es wirklich so, dass der Ehrliche am Ende immer der Dumme sein muss? Ist es wirklich so, dass der Aufrechte sich dem Skrupellosen beugen muss? Ist es wirklich so, dass der Anständige gegen den Verdorbenen verliert? Zumindest ist es das, was uns Big Brother derzeit vermittelt. Die anständigen, die geraden, die aufrechten, die intelligenten, die emphatischen und die ehrlichen Bewohner "hauts aussi". Ein Bewohner nach dem anderen dieser Kategorie muss weichen. Durch Klaus? Nein. Durch die Zuschauer, die dieses Spektakel in exakt der Form sehen wollen. Sie sehen, die Unperson Klaus manipuliert, lügt, betrügt, schlägt, ist vorurteilsbeladen, diffamiert, ist sexistisch, homophob, skrupellos, spießbürgerlich moralinsauer usw. und trotzdem fühlen sie sich durch das Verhalten unterhalten. Denn - und nun kommen wir zu einem weiteren Kernpunkt - es betrifft ja nicht sie selbst. Würde es sie betreffen, ich kann Ihnen garantieren, werter Pfarrer Spiegl, das Geschrei wäre größer als groß. Oh ja, und wie groß es nicht nur wäre, sondern einst war, als ich zu meiner aktiven Forenzeit wie ein Klaus durch Foren fegte und einige der Personen, die heute Klaus bejubeln, richtig "dazwischen genommen" habe, können Sie sich kaum vorstellen. Aber da betraf es ja sie selbst. Sie waren nicht nur voyeuristische Zuschauer, sie waren mittendrin statt nur dabei. Als Opfer. Wie nennt man das noch? Bigotterie? Pharisäertum? "Oh heiliger Sankt Florian, verschon mein Haus zünd andre an" - so kann man die Zuschauerschar treffend beschreiben.

Ich denke, BB macht hier gesellschaftliche Probleme sehr deutlich. Da wäre einmal die Lust am Leid anderer Menschen und die Tatsache, dass sich nicht wenige Zuschauer offensichtlich in der Unperson Klaus wiedererkennen. Das dicke Kind, welches auf dem Schulhof gehänselt wurde, kann heute mal Revanche nehmen. "Was du nicht willst, das man dir tu, das füge eben andren zu". Eine abstoßende Art der Vorgehensweise und eine abstoßende Art der Unterhaltung, wenn sie ohne Grenzen verläuft.