Dienstag, 24. Mai 2011

Schubladen- und Klischee-Casting @ its very best!

Die Castingabteilung von Endemol und RTL2 wurde oft und berechtigt gescholten. Nicht so in dieser Staffel, denn sie haben ganze Arbeit geleistet. Es gab einen Arbeitsbogen mit Bewohnertypvorgaben und der wurde erstklassig abgearbeitet. In Perfektion.

Wir brauchen einen Schwulen!
Nachdem die Schwulen der letzten Staffel, Harald und Carlos, das schwule Klischee nicht zu 100 % bedienen wollten oder konnten, hatte man mit Tim den Paradeschwulen, wie ihn sich Karl von der Zeche stest vorstellt. Frisör, Fistelstimmchen, Strähnen in den Haaren, tänzelnd gehend, weich, leicht tuckig angehaucht, Freund der Mädels, wachsweiche Gestik und nicht belastbar, weil zu sensibel und zu nah am Wasser gebaut. Alle gesellschaftlichen Klischees über Schwule wurden in einem Bewohner erfolgreich abgearbeitet.

Wir brauchen eine Über-Transe!
Auch bei der Suche hat man sich vorrangig auf die Negativkriterien gestürzt und gibt man die in eine Suchmaschine ein, kann dabei nur Valencia ausgespuckt werden. Divenhaft, übertrieben tuckig, Karikatur der überzogenen Weiblichkeit, Borniertheit, abgehoben, mediengeil und eigentlich ein Negativbeispiel fürs Transsexuellendasein. Ein sexuell desorientiertes Jüngelchen mit (ob der sexuellen Identitätskrise, weil man mit der Homosexualität des Sohnes nicht klar kam und das in gutem Hause unterdrücken wollte?) Starallüren soll stellvertretend für Transsexuelle stehen? Bitte! Aber er passt ins Klischeebild des Boulevardblattlesers und das ist die Klientel von Big Brother. Karl jubelt und sieht sich wie auch sein Weltbild bestätigt. 100 Punkte fürs Castingteam.

Wir brauchen ein Sexpüppchen!
Annina hat es vorgemacht, der Typ zieht. Also hat man sich nach dem gängigen Klischeebild eine Puppe gesucht und sie in Jordan gefunden, was die Optik angeht. Jung, dick behupt, mit einer Figur, für die nicht nur Hausmütterchen töten würde, eine Masturbationsphantasie von Karl von der Zeche, sprachlich leicht eingeschränkt, Opferverhalten, stets leicht bekleidet die körperlichen Vorzüge präsentierend und das Ganze im Barbiestil. Opferweibchen - optisch. Wieder entspricht die gefundene Person allen gängigen Klischees. Karl ist zufrieden - denn der später gecastete Latinohengst kann sich an die Arbeit machen.

Wir brauchen einen Asimigranten mit Kanakspraak und einen Latinohengst mit Machoallüren!
Volltreffer. David, auch wenn er wie Cosimo Katholik sein dürfte, und Cosimo bedienen aber auch noch das letzte Klischee dieser sarrazingescholtenen Jüngelchen. Deutschkentnisse auf dem Level eines Hofhundes, Machogehabe in Vollendung, latent aggressiver Unterton, übersteigertes Überlegenheitsgefühl gegenüber Frauen, Homophobie und Probleme mit Transsexuellen, Verkörperung des klassischen Rollenbildes "Mann alles, Frau nix" und ein total abgedrehtes Verhältnis zu sich selbst. Arbeit nix gut, Showbiz toll, wenn das nix klappt, Amt. So will der Karl, der greinend seine Steuergroschen in den Mäulern arbeitsscheuer, so die Sarrazin Parole, Migranten verschwinden sieht, Mister Südland 2011 sehen. Klischeeanforderungen durch Cosimo zu 100 % erfüllt. David ist der Latinomacho, wie man ihn im Bild der 70er haben will. Dicke Titten, blonde Haare, geiler Arsch - sabberlechz und dran. Das natürlich obwohl man eine Freundin hat. Macho darf das. Denn Frau hat nichts zu sagen, weil den Mund aufzumachen wäre "respektlos" dem Machomanne gegenüber.

Der knallharte und homophobe Machoneescher muss her!
So wird wohl das Anforderungsprofil für Barry gelautet haben. Der gemeine Neescher an sich hat lang und dick, dominiert Frauen, ekelt sich vor Homosexualität und Transsexualität, hat einen makellosen Körperbau und macht auf Alphamännchen. Das Klischee der Coupe musste wohl als Schnittmuster her halten. Auch muss der Kandidat einen eher saloppen Umgang zum Drogengebrauch haben, erfolglos beatboxen ist besser als erfolgreich arbeiten, aber er muss die deutsche Sprache besser sprechen als der Südlandi. Passt, und Karl ist zufrieden, sieht sich bestätigt.

Wir brauchen ein It-Girl!
It-Girls haben dumm zu sein, chirurgisch nachbehandelt und das überzogen, sind selbstzentriert, interessieren sich abseits der Schminke oder der nächsten OP für nichts und sind eigentlich überflüssig. Das gepaart mit einem lächerlich wirkenden Sprachfehler und wieder ist die Karikatur dessen fertig, was meint auf Promiparties rumrennen zu müssen. Arbeit ist ekelhaft und zerstört die gemachten Fingernägel. Champus, Champus über alles. So wie Ingrid sieht Karl die Riege der It-Girls und Karl ist sehr zufrieden mit RTL2.

Wir brauchen die Deppen-Ossis!
Dumm, ungebildet, ohne Manieren, sexistisch, klassisches Rollenbild, popelfressend, körperfixiert, frauenfeindlich, homophob, schwer zu verstehen und partyfixiert. So möchte der West-Karl den Ossi sehen, so geben sich Rene und Steve. Wieder werden alle Westgelüste hemmungslos befriedigt. Wieder passt das Klischeebild und wieder wurde das Anforderungsprofil durch die Castingabteilung in Perfektion erfüllt. Marcel S. war nur ein Probelauf. Rene die Vollendung.

Wir brauchen einen Eso-Spinner!
Was haben Eso-Spinner? Ja, sie haben abgedrehte "Künstlernamen". Rayo, klangvoll, eso, prima. Engel, Reiki, übers Wasser gehen, lange Haare, Love and Peace and Happiness, alles ist schön, die Sonne scheint, wir sind Brüder und Schwestern, ich verstehe euch alle und streichele für euch den Regenbogen - Treffer. Jedes noch so billige Esoklischee wurde minutiös abgearbeitet und der passende Typ gefunden. Castingabteilung, ich liebe euch.

Wir brauchen ein Ammer-Girl!
Was und wie sind Ammer-Girls? Dickbusig, leicht asi, leicht zu haben, nicht eben trinkfest (denn wären sie es, müsste man viel Kohle vor dem Fachlegen ausgeben) und stets nuttig gedresst. Egal was sie anzieht, es sieht allzeit bereit aus. Mopsbetonend. Ungebildet. Keinen Plan, keinen Check, aber bereit für schnellen Heckmeck. Was hat die Abteilung sich selbst applaudiert, nachdem sie Jasmin dienstverpflichten konnte. Karls Klischee wird völlig bedient.

Wir brauchen ein Casting-Starlett!
Der Mädchentraum. Von der Verkäuferin zum Gesangsstar. Medien, Medien, über alles. Lisa Bund. Jeder kann es schaffen, hat er nur ein Mindestmaß an Talent. DSDS, Dschungelcamp, Promikochen, GZSZ und Co warten auf dich. Lisa hat es bewiesen. Endstation Big Bother. Über die Fanbase ist das Votinggeld gesichert, kommt sie auf die Liste. Money, money, money. Zudem ist Lisa ein Kind der Strasse. Ausraster, Heulattacken, Mitleid der Fans und Konflikte vorprogrammiert. Hat man echt die Castingcrew ausgetauscht? Das kann man nicht binnen einer so kurzen Pause gelernt haben. Das geht nicht. Top gecastet.

Wir brauchen eine lustige Dicke!
Hedia! Moppsig bis dick, trotzdem immer lustig (was man so lustig nennt), ein Springinsfeld, hibbelig, hyperaktiv, für jeden Deppenkram zu haben, solange es nur im Mittelpunkt des Geschehens endet - Dicke sind ja sooooo lustig. Und so gut gelaunt. Du bist dick? Na und? Schau Hedia an.
Schade nur, dass die irgendwann die Klischees nicht mehr bedienen wollte, wie es die Crew wollte, sondern eher so wurde, wie Karli die Dicke sieht. Schlampig, missgünstig, immer in Stänkerlaune, badefaul, hygienebefreit, allzeit im Bademantel gedresst und sich gehen lassend. Ein Zufallsvolltreffer, denn ich wette, Hedia war eigentlich ganz anders gedacht. Erst die Entwicklung im Haus machte sie zum Klischeevolltreffer - oder war das doch geplant? Denn wenn es so geplant war, dann hat Gott selbst das Casting übernommen - perfekter geht es nicht mehr, denn so einen Twist zu im Casting schon zu berücksichtigen, das grenzt an Castinghellseherei. Ihr seid Casting-Voodoo!


Zum Klischeebrei haut man mit dem überdrehten Timmy, der notorischen Zahnschrubberin Fabienne und Daggy drei Pseudonormalos, die aber nicht wirklich normal sind und fertig ist Big Brother - The Next Generation.

Besser als so kann man nicht mehr mit Klischees spielen und besser kann man keine Typen casten, die als Sinnbild für simpelst gestrickte Klischees stehen. RTL2 hat damit echte Maßstäbe gesetzt und eine Duftmarke hinterlassen, die so nur noch extrem schwer zu übertreffen sein wird. Anforderungen zu glatten 100 % erfüllt. Qualifiziert für weiterführende Aufgaben. Perfekt.
Das was die Leute geleistet haben, das macht die Quantensprünge bei der Quote aus. Darauf einen Prosecco. Nein, in Castingbüros trinkt man keinen dekadenten Champus, da muss es doch Prosecco sein.

12 Kommentare:

Chorus hat gesagt…

Grandios. Wirklich wahr. Grandios.

Schlaftablette hat gesagt…

Ich stelle schon in unserem Chat fest, daß diese Staffel die Emotionen wieder richtig hochkochen läßt. Das ist kein gutes Zeichen, finde ich. Im Grunde haben die Bewohner wie immer alle einen an der Klatsche ;), aber wenn bei Bewohner X Kleinigkeiten herausgepickt und hochmoralische Maßstäbe daran angelegt werden und er fliegt, während Bewohner Y sich noch mehr erlauben kann und klar bleibt, dann erinnert mich das fatal an ... ja, genau.

Bis jetzt fand ich die Staffel ganz in Ordnung, aber mir schwant wieder ganz Böses. Und das liegt nicht nur an Endemol/RTL2, sondern vor allem an den empathiearmen Zuschauern, die z.B. im Gästebuch von Big-Brother-Radio Sachen posten wie "ich will die erste Schlägerei im deutschen BB-Haus sehen".

Übrigens scheint es im Clipfish-Chat wieder rassistische Kommentare gegeben zu haben. Gibt's eigentlich deren Forum noch? Ich hoffe ja nicht.

Bea hat gesagt…

Schließe mich den Worten von Chorus an....... einfach genial, auf den Punkt getroffen. Hut ab !!!!!!!!!

Chorus hat gesagt…

@Tablettchen,
entscheidend ist doch nur folgendes: Ist der Zuschauer dumm genug sich instrumentalisieren zu lassen?

Und wir beide wissen sehr genau...."er ist es!" ( dumm genug nämlich)

Wir leben in einer Welt der Gaffer. Wir lieben es unbeteiligt am Wegerand zu stehen, möglichen Ersthelfern noch im Wege zu stehen und dabei hoffend jemanden mal "in life" sterben zu sehen.

Und das es da an Emphatie mangelt ......ist doch wohl klar. Ein normaler durchschnittlicher Dummkopf ist/oder wäre so wie sie selbst. Sich selbst erleben sie jeden öden Tag ihres ebenso öden Lebens. Sie wollen Spass und das auf Kosten anderer, denken sie.....wenn sie bei RTL anrufen HAUS oder RAUS.
Ich will mal ehrlich sein Tablettchen, mich faziniert das Drumherum viel mehr als die bedauernswerten Figuren im Haus. Und ich bin voller Bewunderung für jeden modernen Eulenspiegel der den Claqueren einen Spiegel vor die hässliche Visage hält.

Himbeertoni hat gesagt…

Hoch kochende Emotionen? Bei einer Staffel, die man so entspannt angehen kann, wie man nur etwas entspannt angeht? Bei Bewohnern, welche die Kunst der Selbstreinigungseffekte mit der Muttermilch aufgesogen haben? Emotionsloser als diese Staffel kann man kaum noch eine Staffelvorlage erhalten.

Im Haus sind mehrheitlich Medienprofis, die genau wissen, wie haben sie mit Situationen umzugehen oder wie haben sie Situationen zu erzeugen. Bund heult wie Valencia auf Knopfdruck, Jasmin flippt wie Valencia auf Knopfdruck aus, Jungs wie Cosimo, David, Barry, Rene und Steve wissen - genau wie Rayo - was wird von ihnen erwartet, Ingrid weiss sich präsentieren, Daggy kennt auch genug von zwischenmenschlicher Interaktion, Jordan macht auf mich keinen hilflosen Eindruck und das Ehepaar Timmy/Fabienne wird damit ebenso keine Probleme haben. Die Aufregung ist wie Ingrids Lippen oder Valencias Titten - künstlich. Das sollte der Zuschauer kapieren und die erstklassige Show - denn nichts sonst ist es - genießen. So gut und abgeklärt wird wahrscheinlich nie wieder ein Cast von BB sein. Das was da läuft ist reines Unterhaltungs-TV, bei dem keine Emotion lohnt - oder regt sich etwa wer bei Babsi Salesch auf?

Himbeertoni hat gesagt…

Bevor mir jetzt wer damit kommt, dann sei diese 11. Staffel reiner Fake: Nein, aber es rennt ein erstklassiger Cast im Haus rum. Jeder gecastetete Bewohner hat seine Position und seine Bedeutung im Gesamtkonzept. Die füllt auch jeder Insasse im Moment hervorragend gut aus. Sie tun genau das, was man von ihnen erwarten konnte oder sogar musste. Dafür wurden sie ausgewählt, das ist ihr "Job" bei BB. Die Bewohnerkonstellation ist durchs Casting fein und säuberlich so abgestimmt, dass es multiple Konflikte geben muss. Selbst durch einen Liveshow-Auszug oder auch freiwillige Abgänge gibt es noch genügend weitere Konfliktherde, weil das Feintunig stimmt.

Die Bewohner sind keine Fakes, sondern die Mischung bringt die enorme Brisanz, weil man Klischeevorbilder ins Haus gepackt hat.

Anonym hat gesagt…

Ich glaube, es ist viel einfacher: Jeder der 15 bemüht sich so gut er kann in die TZF zu kommen. Selbst wer nicht bis Drei zählen kann, weiss was es heisst seinen Teil von 45 Minuten zu erhaschen.

Wie sonst könnte es sein, dass jemand der (möglichst noch in der LS) minutenlang schluchzend und herzzereissend dem verehrten Publikum mitteilt "er sei am Ende" am nächsten Morgen plötzlich nichts mehr davon weiss oder wissen will.

bockwurst hat gesagt…

das ist ja mal ne perfekte zusammenfassung hier....

p.s. schade das zwar bratwurst ein anderes wort für himbeertoni ist aber bockwurst nicht als solches auftaucht. das muss dringend geändert werden :D

Anonym hat gesagt…

wer gewinnt die staffel???

bockwurst hat gesagt…

wer klaut zuerst das essen von anderen?

Anonym hat gesagt…

Ich denke, genau wie unsere Oberhimbeere, dass jeder seine Rolle hat. Einen ganzen Fake kann man mit diesen Dummbratzen nicht durchziehen. Darum denke ich, dass die Bewohner eizelne Szenen per Anweisungen spielen müssen.

Mir kam zb. der Streit mit dem Kastagnetten-Kuddel, David, und der Gummititte, Jordan sehr arg inszeniert vor. Da gegen sind bei der Salesch ja Top Schauspieler am Start. Auch andere Szenen wirkten auf mich nicht wirklich echt. Es ist für mich wieder die gleiche Verarsche wie bei der letzten Staffel.

Wie ich schon im letzten Blog geschrieben hatte(24. Mai 2011 12:15:00 Uhr, ist irrtümlich unter Anonym erschienen), bin ich auch der Meinung das das gestrige Match auf Valensina zugeschnitten war weil man es im Haus behalten möchte. Das Stimmvieh wählt doch wohl niemanden raus, der so souverän ein Match gewinnt?!

Anonym hat gesagt…

ich hoffe das valencius nächste woche montag rausfliegt